Die deutschen Landschaften und Stämme. 41
im Herzen Deutschlands Leipzig (600 000 @.), im O. Breslau (510 000 E.). Die
gleiche günstige Randlage besitzen die Städte Aachen (155000 E.), Düssel-
dorf (360000 (5.), Münster, Osnabrück, Minden, Hannover (300 000 E.),
Braunschweig (145000 E.), Magdeburg (280 000 E.), Halle (180 000 E.),
Dresden (über y2 Mill. E.) und Görlitz; der Produktenaustausch zwischen
Gebirgsland und Ebene begünstigte hier die Bildung großer Gemeinwesen.
b) Die mittlere Zone der Sandlandschaften, Seen und Moore. Nordwärts
der Lößzone nehmen ausgedehnte Sandflächen, die den Schmelzwassern der Glet-
scher entstammen, weite Strecken ein; sie sind entweder Heiden (z. B. die Tuchler
Heide an der Brahe in Westpreußen und die Gegend um Lüneburg) mit vorwalten-
der Schafzucht oder erbringen nur mäßige Ernten an Kartoffeln, an Roggen,
Gerste oder Hafer. Ausgedehnte Reviere sind mit Kiefernwaldungen bedeckt.
Stellenweise wechselt in diesem Teil der Niederung mit dem dürren Sand
tonreicher Boden. In solchen Gebieten wird dann auch die Arbeit des Land-
manns besser gelohnt. Vorpommern und Mecklenburg sind wohlhabende Ackerbau-
gebiete.
Im nw. Teil der Mittelzone wird der Abfluß des Wassers auf den Sandflächen
vielfach gehemmt; daher finden sich hier häufig Moore, deren hauptsächlichsten
Produkte Tors, Buchweizen und spärliches Getreide sind.
Im ganzen ist die Mittelzone der Nordgermanischen Niederung wenig ertrags-
sähig. Dagegen eignet ihr eine Verkehrslage von höchster Wichtigkeit; ist
sie doch das Bindeglied zwischen den Staaten Ost- und Westeuropas.
Demzufolge entstand hier, und zwar hauptsächlich in der großen Tiefland-
mulde, die einst das gemeinsame Bett der norddeutschen Ströme als Sammelbecken
der Gletscherwässer am Rand der Vereisung gewesen (s. S. 42), namentlich an jenen
Stellen, wo sich mit der westöstlichen Hauptverkehrslinie die Bahnen des nordsüdlichen
Verkehrs schneiden, die zweite Reihe wichtiger Siedlungen des Germanischen
Tieslands: die Städte Brandenburg, Potsdam, Berlin, Frankfurt a. O.,
Küstrin, Posen (155 000 E.), Bromberg, Thorn. Im Herzen der Niederung
erwuchs naturgemäß die Hauptstadt des größten Staates und späterhin des Deutschen
Reichs, Berlin (2 Mill. E. Groß-Berlin fast 4 Mill. E.). Insbesondere mit der
Ausdehnung des Verkehrs kamen auch die Vorzüge der geographischen Lage Berlins
immer mehr zur Geltung. Heute ist es nicht nur der politische Vorort des Deutschen
Reichs und die drittgrößte Stadt der Welt, sondern auch ein Brennpunkt wirt-
schaftlicher und geistiger Kultur, die größte Industriestadt Deutschlands und eine
der großen welthistorischen Metropolen, in denen die Völkergeschicke entschieden
werden.
c) Die Küstenzone. Art der Küste, wo Schlamm und Schlick des Meers sich
mit den jüngsten Ablagerungen der Flüsse vereinigen, bildete sich der schwere Mar-
schenboden, der sich wie ein Saum um das belgische, holländische und deutsche
Binnenland legt und fette Wiesen und goldne Weizenfelder trägt. Hier an den Ge-
staden des Meers, wo der Welthandel seine Stapelplätze hat, liegt die dritte Städte-
folge der Niederung: Emden, Bremen, Hamburg, Kiel (210000 E.), Lübeck
Stettin (235 000 E.), Danzig (170 000 E.) und Königsberg (250 000 E.).
Bevölkerung. Die deutschen Küsteninseln der Nordsee und die Marschen-
küste vom Dollart bis zur dänischen Grenze bewohnt der kerndeutsche Stamm der
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Extrahierte Ortsnamen: Deutschlands_Leipzig Breslau Minden Hannover Braunschweig Magdeburg Dresden Westpreußen Lüneburg Westeuropas Potsdam Berlin Frankfurt Posen Bromberg Thorn Berlin Groß-Berlin Berlins Deutschlands Emden Bremen Hamburg Kiel Stettin Danzig Königsberg
Die deutschen Landschaften und Stämme. 43
Friesen, der unserer Kriegs- und Handelsflotte die trefflichsten Matrosen liefert,
der durch seine Deichbauten dem Meer den fruchtbaren Schwemmlandboden der
Marschen abgerungen, ihn mit Gehöften und Dörfern besiedelt hat und durch muster-
hafte Feldwirtschaft zu Wohlstand, ja Reichtum gelangt ist.
Das ganze Westelbische Gebiet erfüllen, abgesehen von den Inseln und Küsten-
strichen, die Niedersachsen, der größte und wichtigste Volksstamm des Tieflands.
Der vielfach von dürrer Geest oder ödem Moor gebildete Boden zwingt zu harter,
wenig lohnender Arbeit, verlangt große Wirtschaftsgebiete und begünstigt die Einzel-
siedlung. So manche Charaktereigenschaften des Niedersachsen erklären sich hieraus,
so namentlich sein gemessenes Wesen, seine Vorsicht, seine ernste, ruhige Gemütsart,
seine Einfachheit und Bestimmtheit auf der einen Seite, Selbstbewußtsein und hoher
praktischer Sinn, gepaart mit starker Freiheitsliebe, auf der andern Seite, Eigen-
schaften, die in der ruhmvollen Geschichte der Niedersachsen von Hermann dem Che-
ruskersürsten bis zu den Befreiungskriegen und namentlich in den berühmten Staats-
männern und Geschichtschreibern, die diesem Boden entsprossen sind (Stein, Har-
denberg, Bismarck; Möser, Schlosser, Niebuhr, Curtius), glänzend hervortreten.
Dagegen war der sächsische Boden für Entfaltung der Künste weniger günstig.
(Hebbel und Reuter.)
Ebenfalls zum großen Teil von Sachsen besiedelt jist -das Ost-
elbische Land; es war seit dem Ausgang der Völkerwanderung slavisch, ja selbst
über die Elbe hinaus in das Gebiet der Altmark und des Obermains waren Slaven
gedrungen und seßhaft geworden. Unter den großen Sachfenkaifern und später unter
den Hohenstaufen begann die Wiedergermanisierung des Ostens, das größte
nationale Werk des deutschen Volkes im Mittelalter, das indessen noch heute nicht
vollendet ist. Polen bevölkern noch großenteils Oberschlesien, Posen und West-
Preußen, Teile des frühern Königreichs Polen; gegen hunderttaufend Mafuren
sind in Ostpreußen seßhaft, ebenso die noch etwas zahlreichern Litauer. Diese
gehören dem Stamm der Letten an, der den Slaven verwandt ist. Die Kolo-
nisation des überwiegend deutschen Ostpreußen war das große Werk des Deutsch-
ritterordens.
Erwerbszweige. Im Ostdeutschen Tiefland (Ostelbien) überwiegt die
Land Wirtschaft. Roggen- und Kartoffelbau waltet in den n. Provinzen vor, ge-
mifchter Anbau in Schlesien, und zwar in beiden Gebieten vorherrschend in Form
des Großgrundbesitzes. In hoher Blüte stehen namentlich Branntweinbrennerei
und Pferdezucht. Doch entfaltet auch die Industrie mehrorts eine bedeutsame
Wirksamkeit. Abgesehn von den großen Werften an der Küste, blüht die Tuch-
industrie besonders in der Mark Brandenburg, so in Luckenwalde, Kottbus, Guben,
dann in Görlitz in Schlesien; Berlin selbst ist die größte Industriestadt des Reiches.
Staßsurt hat große Salzlager, die Provinz Posen Braunkohlenlager, die Samland-
küste liefert Bernstein, Rügen Kreide.
Im Westdeutschen Tiefland wird an der Kultivierung der Moore eifrig
gearbeitet. (S. I S. 56.) Mehrfach sind auch schon in öder Landschaft wohlhabende
Moorkolonien (Fehnkolonien) aufgeblüht. Das glänzendste Beispiel ist Papenburg
in Hannover. Auch die Heide weicht mehr und mehr der Kultur. Große Strecken
werden aufgeforstet oder berieselt und verbessert. Bei Lüneburg und Stade trifft
TM Hauptwörter (50): [T13: [Stadt Elbe Hamburg Berlin Provinz Bremen Land Lübeck Hannover Weser], T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf], T4: [Reich Zeit Staat Volk Deutschland Jahrhundert Land Macht deutsch Geschichte]]
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Extrahierte Personennamen: Hermann Bismarck Niebuhr Curtius Hebbel Reuter Bernstein
sa^brik in Essen. (Zu Abschnitt V.) Nach einer Originalaufnahme der Sl.-O. Krupp, Essen.
Ihre Haupterzeugnisse, Gußstahlkanonen, Geschosse und Panzerplatten, gelten als unübertroffen. Großartig sind
die Wohlfahrtseinricktungen der Fabrik, die Fürsorge für Wohnung, Ernährung und Fortbildung der Arbeiter,
für Kranke und Genesende. „Der Zweck der Arbeit," sagte Alfred Krupp, „soll das Gemeinwohl sein; dann bringt
Arbeit Segen, dann ist Arbeit Gebet."
Nach einer Photographie von Wilhelm Fülle, Barmen.
Schwebebahn in Elberfeld-Barmen. (Zu Abschnitt Vii.)
Der ungemein rege Berkehr im industriereichen Wuvpertal ist über die natürlichen Schranken des Gebiets hinaus-
gewachsen, und der erfindungsreiche Geist der deutschen Technik hat zu seiner Bewältigung die Schwebebahn in
Elberfeld-Barmen geschaffen. Die Wagen dieser 13vz km langen Bahn hängen an einer Schiene, die an einem
eisernen Drahtgerüst befestigt ist, und gleiten auf dieser, von elektrischer Kraft getrieben, dahin. Das Schwebegleis
wurde teilweise über der Wupper angelegt, um den Straßenverkehr in dem engen Tal nicht noch mehr zu
belasten. Hier sausen die Wagen unbehindert dahin und erreichen eine Geschwindigkeit bis zu 40 km. Die Halte-
stellen befinden sich meist bei den Wupperbrücken.
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TM Hauptwörter (100): [T40: [Fabrik Maschine Industrie Arbeiter Stadt Weberei Arbeit Herstellung Handel Art], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T12: [Wasser Luft Erde Höhe Körper Fuß Dampf Bewegung Druck Gewicht], T66: [Geschichte Iii Vgl Nr. Aufl Gesch Lesebuch Bild fig deutsch], T4: [Handel Land Industrie Stadt Verkehr Gewerbe Ackerbau Viehzucht Deutschland Zeit]]
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Extrahierte Personennamen: Krupp Alfred_Krupp Wilhelm_Fülle Wilhelm
Die deutschen Landschaften und Stämme. 45
ostwestlicher Richtung allenthalben breite Talwege öffnen, zumal über die Thü-
ringische Hochfläche hin, so war die Anlage eines vielverzweigten Schienennetzes
zur Verkettung von Nord und Süd möglich.
klimatische Gegensätze. Bodenbau. Die großen Unterschiede der relativen
Erhebung verursachen in Mitteldeutschland starke klimatische Gegensätze. Ungastlich
und rauh sind die Plateaus, und der naßkalte Fels- und Tonboden der Eifel, des
Hunsrück und Westerwald werden sogar vom Wald gemieden. Vom Vogelsberg
sagt ein Sprichwort: „Im Lande Hessen gibts hohe Berg, aber nichts zu essen", und
auch die Rhön gilt als ein Land armer Leute. Dagegen sind die tiefeingesenkten und
geschützten Täler und Becken sowohl durch hohe Temperaturen als auch durch
vortrefflichen Ackerboden begünstigt. Löß findet sich an den Berggehängen oft bis
zu einer Höhe von 300 in. Vor allem zeichnen sich das Rhein- und» Moseltal durch
ihr mildes Klima aus, und an ihren Berglehnen gedeihen die Traube, die Wal-
nuß und die Edelkastanie, ferner alle übrigen Obstsorten und Gartenfrüchte.
Die einzelnen Landschaften.
Das Rheinische Schiesergebirge. (Nenne die einzelnen Teile desselben und
ihre Begrenzung!) Die Rauheit der Bergländer ward hier zum Ansporn, nach
den Schätzen zu suchen, die im „lichtlosen Erdenschöße" verborgen sind, wodurch
diese Gebirge zu Musterschulen des Berg- und Hüttenwesens für die ganze Welt
geworden sind. In den rheinischen Landen hat die industrielle Tätigkeit auf
deutschem Boden ihre großartigste Entfaltung gefunden. Die reichen Kohlenlager
im Ruhr- und Saarbecken und ihre Zusammenlagerung mit Eisenerzen haben auch
eine Bevölkerungsdichte hervorgerufen, die im Düsseldorfer Regierungsbezirk bis zu
600 Bewohnern auf 1 qkrn steigt. Die wichtigsten unter den Erzeugnissen der rhei-
nischen Industrie sind die Gußstahlkanonen der Kruppschen Werke in Essen (300 000 E.),
in denen allein 30 000 Arbeiter und Beamte beschäftigt sind, die Stahlwaren von
Solingen und Remscheid, die Baumwollstoffe von Elberfeld-Barmen
(340 000 E.), die Samt- und Seidenstoffe von Krefeld (130 000 E.), die Tuche
von Aachen (155000 E.) und M.-Gladbach, die Weißwaren von Neuß. In
den vielfach von Vulkanen durchsetzten Gebieten findet sich auch eine Reihe viel-
besuchter Badeorte, so Wiesbaden (110 000 E.), Homburg v. d. Höhe, Selters,
Ems, Kreuznach, Neuenahr und Aachen-Burtscheid.
Die Rheinfranken. In den von ihnen bewohnten und vielfach reich gefeg-
neten Gebieten herrscht eine heitere Lebensauffassung vor, wie sie auch in den Kar-
nevalsvergnügen von Mainz und Köln und in mancherlei Sprichwörtern und Redens-
arten zum Ausdruck kommt, z. B. „Fröhlich Pfalz, Gott erhalt's l" „Erst mach deine
Sach', dann trink' und lach'!" Dabei ist der Rheinfranke sehr arbeitsam und sparsam
und hält viel auf seinen zwar meist kleinen, aber doch selbständigen Grundbesitz. Außer
der großen Rührigkeit zeichnet den Rheinfranken auch reiche Phantasiebegabung
aus; sie offenbart sich in der Fülle der Rheinsagen wie in der Pflege der Kunst und
Poesie. Hier ragt das stolzeste Werk deutscher Baukunst auf, der Kölner Dom, hier
wirkte die alte Kölner Malerschule und blüht noch heute die Düsseldorfer Kunst-
akademie, hier ist die Heimat vielgerühmter Dichter, von denen nur Karl Simrock,
Gottfried Kinkel, Emil Rittershaus, Klemens Brentano, Becker und Schneckenburger
genannt seien.
Fischer.g eistb eck-B ap p ert, Erdkunde f. höh. Schulen. Ausg. D. V. 4
TM Hauptwörter (50): [T18: [Gebirge Berg Teil Rhein Höhe Wald Fluß Alpen Seite Donau], T29: [Handel Industrie Land Ackerbau Fabrik Stadt Deutschland Mill Viehzucht Gewerbe], T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer]]
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Extrahierte Personennamen: Karl_Simrock Karl Gottfried_Kinkel Emil_Rittershaus Klemens_Brentano Becker
Die deutschen Landschaften und Stämme. 51
Klimatisch und bodenwirtschaftlich ist das Südwestdeutsche Land-
decken der bevorzugteste Teil von ganz Deutschland. In den tieseinge-
senkten und gegen die rauhen Nordwinde geschützten Tälern beginnt der Frühling
zeitig, der Herbst ist milde und trocken, der Winter kurz, wenn auch manchmal hart,
so daß sich der Rhein mit Eis bedeckt. Da überdies der Talboden und vielfach noch
die untern Berghänge mit fruchtbarem Löß bedeckt sind, so vereinigen sich hier alle
Bedingungen zu fruchtreichem Gedeihen, am meisten in der Oberrheinischen
Tiefebene, „dem Garten Deutschlands". Da werden besonders gepriesen die
Weine des Elsaß, des Markgrafenlands, der Pfalz und namentlich des Rheingaus,
die Kastanienwälder am Donnersberg, die Kirschenhaine bei Frankenthal,
die Spargel von Schwetzingen, der Tabakbau in der Pfalz und die Hopfen-
kulturen Badens. Aber auch außerhalb des Rheintals fehlt es nicht an edlen Er-
Zeugnissen der gabenfrendigen Natur. Geschätzte Weine bringen noch hervor das
Moseltal, das Neckartal, besonders um Stuttgart, und Franken, namentlich um Würz-
bürg. Frankfurts Rosenzucht hat die der Riviera überflügelt, Bambergs feines
Gemüse beherrscht die Märkte in München und Nürnberg, aus dem Württember-
gischen Land kommt viel Ob st und Apfelwein, die Gegend um Hersbruck und Spalt
erzeugt gesuchten Hopfen. Überall aber in den fränkischen und schwäbischen Landen
strotzen die Talebenen von goldenen Ährenfeldern, die meist im Kleingrundbesitz
bewirtschaftet werden, der die stärkste Bodenbenutzung zur Folge hat. Doch finden
sich auch Striche, in denen Moor oder Sand der Bodennutzung im Weg stehen, so um
Kolmar, im f. Teil der Pfalz, um Nürnberg u. a.
Berkehrslage. Das Rheintal ist die wichtigste nordsüdliche Ber-
kehrsstraße Deutschlands, ja des Kontinents; zu beiden Seiten begleiten es
Bahnen, und die Fluten des Stromes selbst sind mit zahlreichen Passagier- und Güter-
dampsern bis Mannheim, auch noch bis Straßburg hinauf belebt. Das Tal verknüpft
die Niederlande und das w. Deutschland mit der Schweiz und weiterhin mit Italien
(Linie London—köln—basel—gotthard—mailand), und die nach O. und W.
weit ausgreifenden Seitenäste des Flußsystems, Main und Neckar, Mosel und Maas,
verketten auch die seitlichen Nachbarländer zu einem einheitlichen Verkehrsgebiet.
Die Vereinigung so vieler Vorzüge der Natur erklärt die hohe Dichte der Bevölkerung,
die in Franken an 100 E., in Schwaben 120 E. auf 1 qkm beträgt und in der Oberrheini-
schen Tiefebene sogar auf 150 steigt. In den Schnittpunkten der wichtigsten Verkehrs-
linien sind volksbelebte Großstädte entstanden, deren rasches Wachstum dem der
mittel- und norddeutschen Städte nicht nachsteht, so Straßburg (180 000 E.),
Mannheim (200000 E.), Ludwigshafen, Mainz (115000 E.), Frankfurt a.m.
(415000e.), Nürnberg (330 000 E.), Stuttgart (285 000 E.).
Industrie. Nicht zum wenigsten verdanken die Städte des Gebiets ihre heutige
Blüte dem gewaltigen Aufschwung ihres industriellen Lebens, das durch das
Saar und Ruhrkohlenrevier sowie durch die sächsischen und böhmischen Kohlenlager
gefördert wird. Im Wasgau hat die Baumwollweberei, deren Hauptsitz Mühl-
hausen ist, sich großartig entwickelt. Die Bewohner des Schwarzwalds hat der
Waldreichtum zur Holzschnitzerei, Uhren- und Musikinstrumentenfabrikation geführt,
besonders in Furtwangen und Lenzkirch. Pirmasens liefert Schuhwaren,
Ludwigshafen Erzeugnisse der Chemie, insbesondere Farben, Kaiserslautern
TM Hauptwörter (50): [T8: [Stadt Rhein Schloß Kreis Mainz Einw. Dorf Main Frankfurt Einwohner], T18: [Gebirge Berg Teil Rhein Höhe Wald Fluß Alpen Seite Donau], T29: [Handel Industrie Land Ackerbau Fabrik Stadt Deutschland Mill Viehzucht Gewerbe]]
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Extrahierte Personennamen: Kolmar Maas Straßburg
Extrahierte Ortsnamen: Deutschland Rhein Oberrheinischen
Tiefebene Rheingaus Donnersberg Frankenthal Schwetzingen Badens Stuttgart Frankfurts Bambergs Nürnberg Hersbruck Pfalz Nürnberg Deutschlands Mannheim Straßburg Niederlande Deutschland Italien O. Main Schwaben Oberrheini- Mannheim Ludwigshafen Mainz Frankfurt Stuttgart Furtwangen Lenzkirch Ludwigshafen
90 Die Verkehrswege der Gegenwart.
in der Nähe von Berlin versorgt jetzt schon über 3000 km die atlantischen Schisse
mit Nachrichten. Im Oktober 1907 erfolgte sogar schon die Eröffnung fnnkentele-
graphischen Verkehrs zwischen Europa (Elifden in Irland) und Amerika (Cape Breton
in Canada). Die Entfernung beträgt rund 4000 km. Auch für militärische Zwecke
hat sich die Funkentelegraphie sehr brauchbar erwiesen.
Um die drahtlose Telegraphie haben sich vor allem der Italiener Marconi und
die Deutschen Graf v. Arco und Siemens, sowie die Professoren Braun-Straßburg
und Slaby-Berlin verdient gemacht.
D. Das Fernsprechwesen.
Der Fernsprecher oder das Telephon, eine Erfindung des Lehrers Philipp
Reis zu Friedrichsdorf bei Frankfurt a. M., hat seit seinem ersten Erscheinen auf
der Weltausstellung in Philadelphia (1877) in unaufhaltsamem Siegeszug die
K^ulturstaaten der Alten und der Neuen Welt erobert. Das Haupttelephonland
sind die Vereinigten Staaten von Amerika mit rund 2 Millionen Fernsprech-
teilnehmern. In Europa steht das Deutsche Reich weitaus an erster Stelle. Eng-
land und besonders Frankreich folgen in starkem Abstand. Größte Telephonstadt der
Welt war bisher Berlin mit über 60000 Teilnehmern. Neuerdings wird es durch
Groß-New ^)orf übertroffen.
Zu den längsten, d. h. ohne Zwischenstationen betriebenen Fernsprechlinien
zählen New Aork—chicago (1600 km), Rom—paris (1452 km) und Ber-
lin—paris (1186 km). Ein Problem der Zukunft ist die Ozeantelephonie.
Neuestens hat die drahtlose Telephonie schon Erfolge aufzuweisen bis über
300 km.
E. Die Post.
Geschichte. Die Anfänge der Post reichen zwar schon ins graue Altertum zurück,
aber erst dem 19. Jahrhundert blieb es vorbehalten, das Postwesen zu einer die ganze
Erde umspannenden Verkehrseinrichtung auszubilden. Behufs einheitlicherer Gestaltung
und Verwaltung des Postwesens traten zuerst Deutschland und Österreich (1850) zusammen
und gründeten den Deutsch-Österreichischen Postverein. Die Ereignisse des Jahres
1866 brachten dann die Post des Norddeutschen Bundes und die des Jahres 1870/71
die Post des Deutschen Reiches. Die größte Errungenschaft im Postwesen ist jedoch
der im Jahre 1874 gegründete Weltpostverein. Diese großartige Organisation des Post-
wesens angeregt zu haben, ist vor allem das Verdienst des damaligen Leiters der deutschen
Postverwaltung, des Staatssekretärs Dr. v. Stephan. Heute umfaßt der Weltpostverein
sämtliche Staaten und Kolonien der Erde. Innerhalb dieses ganzen Gebiets kostet eine
einfacher Brief 20 Pf., eine Weltpostkarte 10 Pf.*)
Leistungen. Der gesamte Weltpostverkehr, d. i. die Zahl aller in den
Ländern des Weltpostvereins aufgelieferten Postsendungen, welche i. I. 1873 in
') Vor Begründung des Weltpostvereins bestanden für Briefe nach den jetzt zum Verein
gehörigen Ländern in Deutschland über 60 verschiedene Portosätze für frankierte und 18 ver-
schiedene Sätze für unfrankierte Briefe, während die Anzahl der Portosätze, welche in sämtlichen
Vereinsländern für den gegenseitigen Briefaustausch in Geltung waren, mehr als 1500 betrug.
TM Hauptwörter (50): [T39: [Jahr Million Geld Mark Arbeiter Arbeit Zeit Summe Staat Thaler], T29: [Handel Industrie Land Ackerbau Fabrik Stadt Deutschland Mill Viehzucht Gewerbe], T41: [Insel Staat England Amerika Kolonie Mill Küste Nordamerika Land Stadt]]
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Extrahierte Personennamen: Breton Philipp
Reis Philipp Stephan
Extrahierte Ortsnamen: Berlin Europa Irland Amerika Canada Braun-Straßburg Friedrichsdorf Frankfurt_a._M. Philadelphia Amerika Europa Deutsche_Reich Frankreich Berlin Deutschland Deutschland
10 überschau der geographischen Verhältnisse des Reiches.
beitende Bauernstand den eigentlichen Kern der deutschen landwirtschaftlichen
Bevölkerung; er ist im Gegensatz zu andern Ländern, wo die Pachtwirtschast eine
große Rolle spielt, der Hauptträger der landwirtschaftlichen Produktion im Reiche.
Im besondern ist Deutschland das erste Land der Erde für Kartoffel- und Zucker-
riibenban. Es liefert )/3 allen Rübenzuckers, über V8 des gesamten Zuckers der Erde.
Trotz ihrer hohen Entwicklung vermag die deutsche Landwirtschaft in der Ge-
genwart den Bedarf des deutschen Volks an Brotgetreide nicht vollständig zu decken.
Das Reich führt jährlich für mehr als eine Milliarde Mark Getreide ein (England
mehr als das Doppelte), Roggen hauptsächlich aus Rußland, Weizen ebenfalls aus
Rußland, serner aus Rumänien und den übrigen Donauländern, den Vereinigten
Staaten und Argentinien. (S. S. 63).
b) Wiesenbau. Ein Fünftel des deutschen Bodens ist Wiesen-
und Weideland. Dieses herrscht überall da vor, wo die Höhenlage des Landes,
die Nähe der See oder die Flüsse die erforderliche Feuchtigkeit spenden. Daher sind
am grasreichsten die Alpen mit ihrem Vorland und die Marschen an den Küsten, die
Niederungen der Flüsse und die Gehänge der deutschen Mittelgebirge, wo der Wald
gerodet ist.
e) Viehzucht. Durch die weite Verbreitung der Wiesenländereien erscheint
das Reich in hohem Maß geeignet zur Pferde-, Rinder- und Schafzucht. In der Zahl
TM Hauptwörter (50): [T29: [Handel Industrie Land Ackerbau Fabrik Stadt Deutschland Mill Viehzucht Gewerbe], T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf], T4: [Reich Zeit Staat Volk Deutschland Jahrhundert Land Macht deutsch Geschichte]]
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Extrahierte Ortsnamen: Deutschland England Argentinien
Ter geologische Aufbau des deutschen Bodens. *1 11
'L essen
seiner Rinder und Pferde geht in Europa nur Rußland dem Reiche voran, tn
der Schweinezucht hat es alle Länder der Erde mit Ausnahme d^xhordameri-
kanischen Union überflügelt. Doch wird der Bedarf aller Viehgattungötzhcht durch c
die Zucht des Landes gedeckt, sondern es ist Einfuhr erforderlich. Die Rk^M^Mchk
hat ihre Hauptsitze in den Marschen und in den südlichen gebirgigen Gegenäe^be^^
sonders im Allgäu, die Pferdezucht in der Norddeutschen Tiefebene, namentlich
in Hannover, Oldenburg, Mecklenburg, Schleswig-Holstein und Ostpreußen, die
Schweinezucht in Westfalen, Hannover, Pommern und in der Oberpfalz, die
Schafzucht ist infolge des Wettbewerbs überseeischer Länder, namentlich Austra-
liens, Kaplands und Argentiniens stark zurückgegangen. Ein Hauptgebiet deutscher
Schafzucht ist noch die Lüneburger Heide. Der Wert der Wolleinsuhr beträgt heute
nahezu 500 Mill. Mark.
d) Bewaldung. Ein Viertel des Bodens deckt der Wald. (^ Nadel-,
y3 Laubwald.) Er tritt hauptsächlich in den höher gelegenen oder mit kärglicherem
Boden ausgestatteten Gegenden auf, also in den Bergländern (besonders Fichten
und Tannen) und in den Sandebenen Brandenburgs und Niederschlesiens (nament-
lich Kiefern); in seiner ganzen Pracht zeigt er sich uns in den deutschen Mittelge-
birgen, an deren Gehängen er zumeist bis zum Kamm emporklimmt und deren land-
schaftliche Schönheit nicht zum geringsten Teil durch das grüne Waldkleid verursacht
wird. Waldarm sind nur wenige deutsche Landstriche, so die Marschen, die Dünen-
inseln und Nehrungen, die Heiden und Moore, endlich besonders kulturreiche Strecken
in den Flußniederungen, z. B. am Oberrhein.
Unschätzbar ist die Bedeutung des deutschen Waldes für Bewässerung und
Klima des Landes, für Holzgewinnung, Gewerbe und Industrie, aber ebenso als
Stätte der physischen und geistigen Erholung des Menschen. Seine Erträgnisse
reichen freilich nicht im entferntesten hin, den Bedarf des deutschen Volkes an Holz
zu decken. Es nimmt hierfür hauptsächlich die Holzbestände von Rußland, Schweden,
Österreich-Ungarn und Rumänien in Anspruch.
Trotz des hohen Stands der deutschen Landwirtschaft bedarf das Reich der
Zufuhr landwirtschaftlicher Erzeugnisse des Auslandes.
Iii. Der geologische Aufbau des deutschen Bodens.
(Vgl. dazu die geologische Karte des Atlasses und den Abschnitt über Erd-
geschichte Iv, S. 2sf).
_ 1. Im S. des Reichs erhebt sich ein mächtiges erst in der tertiären Periode,
also in der Neuzeit der Erde, entstandenes Faltengebirge, die Alpen, deren nörd-
lichste Ketten zu Bayern gehören.
2. Ein großer Teil der deutschen Mittelgebirge ist der Überrest eines
alten, abgetragenen, parallel zu den heutigen Alpen ziehenden Hochgebirges aus der
^?teinkohlenzeit, also dem geologischen Altertum der Erde, dessen Westflügel das
französische Zentralplateau bildet. Einbrüche (Verwerfungen) und Abtragung durch
Verwitterung und Erosion haben dieses alte Gebirgsland in eine Reihe unzusammen-
hängender Gebirgsschollen (Horste) zerlegt, die aus Granit, Gneis und Ton-
schiefer, alfo aus kristallinischen und paläozoischen Gesteinen, bestehn. Es sind dies
TM Hauptwörter (50): [T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf], T18: [Gebirge Berg Teil Rhein Höhe Wald Fluß Alpen Seite Donau], T29: [Handel Industrie Land Ackerbau Fabrik Stadt Deutschland Mill Viehzucht Gewerbe]]
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Extrahierte Ortsnamen: Europa Norddeutschen_Tiefebene Hannover Oldenburg Mecklenburg Schleswig-Holstein Westfalen Hannover Pommern Oberpfalz Kaplands Argentiniens Heide Brandenburgs Niederschlesiens Schweden
Die deutschen Landschaften und Stämme. Zg
Ii. Die deutschen Landschaften und Stämme.
1. Pas Worddeutsche Kiessand.
Entstehung des Bodens. Die Bodengestalt des Germanischen Tieflands ist
in der Hauptsache herbeigeführt durch die Ablagerungen, welche die von Skandi-
navien ausgehenden Vereisungen zurückgelassen haben. Die älteste drang
bis zum Fuß der deutschen Mittelgebirgsschwelle vor und überzog das weite
Gebiet mit ihrer Grundmoräne, nämlich mit Lehm, skandinavischem Granit und
Gneis. Eine spätere Vereisung erreichte nur mehr die Breite von Magdeburg, und
ihr Werk ist die Aufrichtung der abwechslungsreichen Moränenlandschaft n. dieser
Breitenlage; sie ist gekennzeichnet durch grüne Hügelzüge, blitzende Seen, träumerische
Moore und kleinere, sanft dahinfließende Gewässer, die auch dem Tiefland vielfach
den Reiz freundlicher Landschaftsszenen und wechselvoller Naturbilder verleihen;
spricht man doch von einer Mecklenburgischen, Märkischen, Pommerschen
und Holsteinischen Schweiz.
Noch ein zweiter Umstand kommt für die Gestaltung des Norddeutschen Tief-
lands in Betracht. Unter der eiszeitlichen Schuttdecke liegt ein Gebirgsland be-
graben, nördliche Parallelzüge jener alten Gebirge, die zum größten
Teil die Mitteldeutsche Gebirgsschwelle zusammensetzen. Nur an einzelnen und
engbegrenzten Stellen, wie in den Kalkrücken der Lüneburger Heide, in jenen von
Rüdersdorf bei Berlin oder in den Kreideklippen von Rügen und den Buntsandstein-
selsen von Helgoland, ragt dieses Grundgebirge in flachen, von der Vergletscherung
abgeschliffenen Kuppen hervor; an andern Stellen ist es in der Tiefe erbohrt worden.
Gliederung. Entsprechend der ungemein wechselnden Natur der eiszeitlichen
Bildungen ist auch die Bodenbeschaffenheit des Tieflands sehr verschieden. Es lassen
sich drei Zonen unterscheiden:
1. die südliche, fast ebene Zone des Löß- und des Glaziallehms,
das Land des Zuckerrüben- und Getreidebaus,
2. die mittlere, hügelige Zone der (jüngeren) Moränenland-
fchaft, das Gebiet der großen Flußtalungen und Seen, der Moore und
Sandlandschaften, und endlich
3. die Küstenzone, ein Anschwemmungsgebiet der Flüsse und des
Meeres, der Marschensaum, ein Gebiet der Rinderzucht, des Getreide-
und Gemüsebaus.
a) Die südliche Lößzone. Von der deutschen Mittelgebirgsschwelle bis zum
Saum der jüngeren Moränen überkleidet den Boden vielfach gelbbrauner Löß-
lehm, auf dem die hohe Fruchtbarkeit des n. Sachsen, Niederschlesiens, Anhalts, der
Gegend um den Harz bis nach Braunschweig und Hannover beruht; es ist dies Haupt-
sächlich das Land des deutschen Zuckerrübenbaus, des ersten der Welt.
Am Rhein, an der Saale und Mulde, dann an der Oder dringt dieses gesegnete
Fruchtland noch tief in die deutsche Mittelgebirgsschwelle ein und bildet die kölnische,
westfälische, Leipziger und schlesische Bucht.
Da sich hier zu dem Bodenreichtum der Landschaft noch eine äußerst günstige
Verkehrslage gesellt, so sind in den geographischen Zentren dieser Buchten mäch-
tige Handelsplätze entstanden, im W. die Königin der Rheinlande, Köln (510 000 E.),
TM Hauptwörter (50): [T18: [Gebirge Berg Teil Rhein Höhe Wald Fluß Alpen Seite Donau], T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf], T49: [Land Klima Europa Meer Lage Asien Winter Insel Afrika Zone]]
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Deutschlands Verkehrswesen. 25
In der Einfuhr überwiegen die Rohstoffe für Jndustriezwecke und die
Nahrungs- und Genußmittel. Unsere hauptsächlichsten Lieferanten sind
Rußland, die Ver. Staaten, Großbritannien und Österreich-Ungarn.
In der Ausfuhr stehen obenan die Fabrikate. Unsere bedeutendsten Ab-
nehm er sind im wesentlichen dieselben Länder: Großbritannien, Österreich-Ungarn,
Ver. Staaten von Amerika und Rußland (siehe die Fig. S. 26).
Im ganzen unterhält Deutschland den regsten Verkehr mit den europäischen
Staaten; er übertrifft sogar bei weitem den Warenaustausch mit den übrigen 4 Erd-
teilen zusammengenommen. Nur der Verkehr mit der Union spielt neben dem euro-
päischen noch eine wichtige Rolle. Über den Anteil der 5 Erdteile am Außenhandel
Deutschlands i. I. 1910 siehe die Fig. S. 26. Rund 7/,0 des deutschen Außen-
handels entfallen auf den Seehandel.
Vii. Deutschlands Verkehrswesen.
Mit der Entwicklung des deutschen Gewerbes und Handels schritt auch die
Ausbildung des deutschen Verkehrswesens voran, namentlich seit der Einführung
der Eisenbahnen in den dreißiger Jahren des 19. Jahrhunderts^). Erfreulicher-
weise sind hierfür durch die Natur des Landes sehr günstige Bedingungen gegeben.
Dank seiner zentralen Lage ist Deutschland das wichtigste Durchgangsland
für den europäischen Binnenverkehr, indem es den germanischen N.
mit dem romanischen S., die Ackerbauländer des O. mit den Industriestaaten des
W. verknüpft. Die beiden wichtigsten nordsüdlichen und die zwei belebtesten ostwest-
lichen Wege des Erdteils (Welche? S. S. 5) durchziehen das Deutsche Reich auf
langen Strecken, und in ihren Schnittpunkten sind mächtige Großstädte emporge-
wachsen. Die politische Zersplitterung Deutschlands hat freilich die Ausbildung eines
einheitlichen Eisenbahnnetzes unmöglich gemacht, und mit Recht vergleicht man das
französische Eisenbahnnetz mit einem Spinnennetz, das deutsche mit einem Fischer-
netz. Trotzdem hat seine Ausbildung dem wachsenden Bedürfnis des Verkehrs Rech-
nung getragen, wenn auch seine Dichte sehr verschieden und die Zahl seiner Mittel-
punkte sehr groß ist. Das engmaschigste Eisenbahnnetz findet sich im Ruhrgebiet,
in Sachsen und Südwestdeutschland, das weitmaschigste in den östlichen Landes-
teilen Preußens. In der Gesamtlänge seiner Eisenbahnen (60 00v Km) wird
Deutschland nur von den Vereinigten Staaten übertroffen; in der Dichte seines
Netzes gehen ihm nur Belgien und England, letzteres um ein geringes, voran.
Deutschland hat serner ein hochentwickeltes Telegraphen- und Fern-
sprechnetz. Im Fernsprechverkehr, dem jüngsten Zweig des Verkehrs-
Wesens, nimmt das Reich unter allen Ländern Europas weitaus den 1. Platz ein.
Auch die Zahl der deutschen Seekabel ist in erfreulicher Zunahme begriffen; zwei
überseeische deutsche Kabel verknüpfen bereits Deutschland mit New Aork. Deutsch-
lands Postwesen wurde unter Generalpostmeister Stephan, dem Begründer des
Weltpostvereins, vorbildlich für die ganze Welt.
In der modernen Ausgestaltung seines Binnenschiffahrtswesens schreitet
Deutschland rüstig fort. Zwar drängte die Einführung der Eisenbahnen geraume
Am 7. Dez. 1835 wurde die erste Lokomotivbahn in Deutschland von Nürnberq nach
Fürth dem Verkehr übergeben.
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TM Hauptwörter (100): [T61: [Mill Staat Deutschland Reich Europa deutsch Million Land England Einwohner], T4: [Handel Land Industrie Stadt Verkehr Gewerbe Ackerbau Viehzucht Deutschland Zeit]]
TM Hauptwörter (200): [T78: [Mill Staat Million Deutschland Reich Europa Einwohner Land Jahr deutsch], T188: [Handel Industrie Ackerbau Land Viehzucht Bewohner Gewerbe Bevölkerung Stadt Bergbau], T11: [Kanal Rhein Verkehr Eisenbahn Fluß Land Meer Handel Stadt Deutschland], T3: [Hebel Last Brief Ende Gewicht Rolle Gleichgewicht Punkt Seite Fig]]
Extrahierte Personennamen: Stephan
Extrahierte Ortsnamen: Deutschlands Amerika Deutschland Deutschlands Deutschlands Deutschland Deutschlands Sachsen Deutschland England Deutschland Europas Deutschland Deutschland Deutschland